Lampenfieber und Prüfungsangst – Stressfaktoren im Fernstudium
„Ich habe solches Lampenfieber!“ Diesen Satz hat jeder von uns schon einmal mehr oder weniger verzweifelt ausgesprochen.
Wir kennen das Lampenfieber aus der Schule, wenn wir vor der Klasse ein Gedicht vortragen, ein Lied singen, einen Vortrag halten oder uns bei der mündlichen Prüfung beweisen müssen. Lampenfieber befällt uns ebenso, wenn uns ein sportlicher oder kultureller Wettstreit bevorsteht, aber auch dann, wenn wir im Berufsleben vor Kollegen sprechen oder Seminare leiten sollen. Wir spüren Lampenfieber besonders, wenn uns ein besonderes Treffen mit wichtigen Personen wie Freundin oder Freund bevorsteht, aber auch, wenn wir mit unserer Familie etwas Außergewöhnliches besprechen möchten.
Lampenfieber fühlt sich für die meisten von uns eher negativ an, schürt die Angst vor eigenen Fehlern, Kritik und persönlichem Versagen – wir empfinden Lampenfieber nicht als Motivation, sondern als Belastung. Wir wollen am liebsten unsichtbar sein, durch die Hintertür verschwinden oder hoffen auf den Ausfall der Veranstaltung durch höhere Gewalt.
Lampenfieber – was ist das genau?
Hochroter Kopf? Schweißflecken? Zitternde Stimme? Schlotternde Knie? Die totale Blockade? Für Lampenfieber gibt es eine Reihe von Erklärungen, aber die genaue Definition fällt dennoch schwer. Wir meinen mit Lampenfieber Anspannung, Nervosität und Stress vor öffentlichen Auftritten, einer Prüfung oder einer besonderen Aufgabe, das positive und negative Auswirkungen haben kann.
Lässt sich Lampenfieber „heilen“?
Jein, aber es lässt sich einigermaßen in den Griff bekommen. Auch für den „Kampf“ gegen die Begleiterscheinungen wie einen trockenen Mund, zitternde Hände, Herzklopfen, Schweißausbrüche oder brüchige Stimme gibt es ein paar hilfreiche Tricks.
Lampenfieber hat 2 Seiten
Wir als Vortragende, Vorsingende oder Vorspielende geben unser Bestes, und das Publikum auf der anderen Seite beobachtet dies mehr oder weniger gelangweilt. Was wollen wir damit sagen? Wir nehmen Lampenfieber unterschiedlich wahr. Während etwa der Studierende meint, die Zulassung nicht zu bestehen oder während der Verteidigung seiner Master Arbeit den Heldentod zu sterben, sitzen die Professoren völlig entspannt auf der anderen Seite und denken sich Zusatzfragen aus.
Meist spüren die Zuhörer oder die Zuschauer das Lampenfieber der Akteure kaum oder gar nicht. Zudem sind sie erleichtert, dass sie nicht selbst „auf dem Präsentierteller“ stehen.
Praktische Tipps gegen Lampenfieber
- Lampenfieber gestatten
Lampenfieber lässt sich nicht verdrängen, sondern wir müssen es akzeptieren und zu unserem Vorteil nutzen. Lampenfieber drängt uns zu einer besonders guten Vorbereitung und Konzentration, basta!
- Rechtzeitig ankommen
Bei Prüfungen, Wettbewerben etc. ist das frühzeitige Ankommen am entsprechenden Ort Grundvoraussetzung für einen erfolgreichen Ablauf. Nutzen Sie die Vorlaufzeit für das Bekanntmachen mit den örtlichen Gegebenheiten, zum Aufbau und Probe der benötigten Technik, das Durchspielen Ihres Vortrages oder Rede sowie für den Gang zur Toilette.
Auch der „Plan B“ kann wichtig sein, wenn es aus irgendwelchen Gründen zu Pannen kommt. Fällt etwa die Technik aus, sollten Sie dafür gewappnet, Ihr Vorhaben dennoch erfolgreich umzusetzen.
- Ablenkung durch Small Talk
Bei Prüfungen, Seminaren oder Wettbewerben sind Mitbewerber, Lehrkräfte, Mitschüler und –studierende oder interessierte Zuhörer bereits vor dem offiziellen Beginn vor Ort. Sprechen Sie bekannte „Gesichter“ an, oder lassen Sie sich in ein Gespräch verwickeln. Beides lenkt von den bevorstehenden Aufgaben ab und hilft, das Lampenfieber zu senken.
- Anspannung abbauen
Innere Anspannung können Sie mit Treppensteigen, schnellen Schritten sowie tiefem Atmen teilweise lösen. Auch die Unterarme und die Wangen mit kaltem Wasser zu kühlen, verschafft wohltuende Entspannung.
- Selbstbewusst beginnen
Mit einer gewissenhaften Vorbereitung auf Ihre Prüfung oder Projekt erarbeiten Sie sich neben der Aneignung von Wissen bzw. Können gleichzeitig Selbstsicherheit. Mit diesem Gefühl „im Rücken“ fällt es leichter, z. B. seinen Vortrag ohne Stocken, Stottern oder Wortwiederholungen zu beginnen. Wenn dieser Ballast erst einmal abgefallen ist, läuft alles Weitere deutlich unaufgeregter.
- Blick in freundliche Gesichter
Um zu mehr Selbstsicherheit zu finden, sollten Sie während Ihrer Prüfung, Vortrages etc. vorwiegend in die freundlichen und zustimmend nickenden Gesichter im Podium blicken. Nichtsdestotrotz ist der Blickkontakt zu möglichst allen Anwesenden notwendig, so dass sich alle Zuhörer einbezogen fühlen.
Sofern sich die Gelegenheit bietet, können Sie auch das Podium in Ihr Referat einbeziehen und durch den Dialog Ihr Lampenfieber mit den Beteiligten teilen.
Das Lampenfieber bleibt – und nun?
Wenn Sie Ihr Lampenfieber dennoch nicht in den Griff bekommen, können Sie sich mit Entspannungsübungen, autogenem Training und sportlichem Ausdauertraining Linderung verschaffen. Auch natürliche Beruhigungsmittel etwa Baldrian oder Passionsblume können bei Nervosität und Spannungszuständen helfen.
Lassen Sie die Hände von Alkohol oder sonstigen Aufputschmitteln und greifen anstatt zur Banane, die den Blutzuckerspiegel über einen längeren Zeitraum konstant hält, Saftschorlen und leichten Mahlzeiten.
Wenn Sie außer Prüfungen oft Seminare oder Vorträge leiten und stets mit großem Lampenfieber kämpfen, empfiehlt sich auch Rhetoriktraining, eine Psychotherapie, die zeitweilige Begleitung durch einen Coach oder der Besuch eines Psychologen.
FAZIT:
Lampenfieber schadet niemandem, sondern steigert bei optimaler Ausprägung die Aufmerksamkeit ebenso wie die Leistungsfähigkeit und wirkt wie ein natürliches Aufputschmittel. Kritisch wird es erst, wenn große Ängste zu Blockaden führen und damit leistungsmindernd wirken.
Tags:Fernstudium, Lampenfieber
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